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Unternehmertum

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Foto: TMWWDG

Das Thema des diesjährigen „Weimarer Wirtschaftsforums“ lautete „Innova-

tion, Produktivität, Internationalisierung – Wachstum im Thüringer Mittel-

stand“. Im Fokus der Hauptreden und Keynotes am Vormittag sowie der insge-

samt fünf Workshops am Nachmittag standen daher neue Ansätze und

Instrumente zur Unterstützung des Thüringer Mittelstands, um mehr Wachs-

tum und Beschäftigung zu erreichen. Etwa 300 Teilnehmer waren gekommen.

Industrie 4.0 bringt bis zu 258

Millionen Euro Wachstum im Jahr

.

Weimarer Wirtschaftsforum 2016

.

Die Digitalisierung sorgt in Thüringen

für ein zusätzliches Wachstum zwischen

180 und 258 Millionen Euro pro Jahr.

Das geht aus ersten Ergebnissen einer

Studie zur Industrie 4.0 in Thüringen

hervor, die auf dem 7. Weimarer Wirt-

schaftsforum vorgestellt wurde. Erar-

beitet wird die Studie derzeit im Auftrag

des Thüringer Wirtschaftsministeriums

vom Fraunhofer-Institut für System-

und Innovationsforschung (ISI). Im Be-

trachtungszeitraum bis 2025 ergibt sich

durch die Industrie 4.0 ein möglicher

zusätzlicher Wachstumseffekt zwischen

2,2 und 3,1 Milliarden Euro.

„Die Digitalisierung durchdringt alle

Bereiche der Wirtschaft und schafft

neue Märkte und Nachfragepotenziale

– deshalb sprechen wir in Thüringen

auch bewusst von Wirtschaft 4.0“, sagte

Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee

auf dem Forum Weimar. Ihr Erfolg stehe und falle aber

damit, dass es gelinge, gerade die vielen kleinen und

mittelständischen Unternehmen auf dem Weg ins di-

gitale Zeitalter mitzunehmen. „Wir müssen erreichen,

dass sich viele kleine Unternehmen auf digitalen

Plattformen zusammenschließen und so neue Formen

kooperativer Wertschöpfung schaffen“, beschrieb der

Minister die Herausforderung. Damit könne der ver-

meintliche Nachteil der Kleinteiligkeit in einen Vorteil

verkehrt werden.

Vom digitalen Wandel besonders betroffen sind dabei

laut Studie diejenigen Industriezweige, die für Thürin-

gen standortprägend sind – Herstellung von Metall-

erzeugnissen, Maschinenbau, Automobilbranche,

Kunststoffindustrie. Um die Unternehmen in diesen

und anderen Bereichen zu unterstützen, hat das Wirt-

schaftsministerium ein Kompetenzzentrum Wirtschaft

4.0 gegründet und ein „Aktionsprogramm“ vorgelegt,

das die wichtigsten Maßnahmen rund um die Digita-

lisierung umfasst – vom Breitbandausbau bis zur

Förderung digitaler Modellprojekte.

Vor dem Hintergrund der Fraunhofer-

Studie prüfe man zudem weitere Ini-

tiativen, etwa bei der Förderung und der

Qualifizierung. So sieht die Studie

Nachholbedarf in Thüringen beispiels-

weise bei der Information über laufende

Aktivitäten und erfolgreiche Projekte im

Bereich Industrie 4.0, bei der Umset-

zung erster eigener Projekte in den

Betrieben und bei der Aus- und Weiter-

bildung von Mitarbeitern. Vorgeschla-

gen werden deshalb unter anderem ein

„Akteursatlas Thüringen 4.0“, die Ver-

stärkung niedrigschwelliger Förderan-

gebote für innovative digitale Pilot- und

Vernetzungsprojekte (z.B. durch Nut-

zung der „Innovationsgutscheine“ aus

der Technologieförderung), Förderan-

gebote für Leuchtturmprojekte oder ei-

ne „Qualifizierungsoffensive“ für Digita-

lisierung und Industrie 4.0 in der Aus-

und Weiterbildung. Zunächst sollten

aber die kompletten Ergebnisse und der

Endbericht der Studie abgewartet wer-

den, sagte der Wirtschaftsminister.

Unternehmenswachstum aus dem Be-

stand ist angesichts der kleinbetriebli-

chen Wirtschaftsstrukturen im Freistaat

eine Schlüsselfrage für die Thüringer

Wirtschaftspolitik. Nach einer Studie

des Fraunhofer-Instituts für System-

und Innovationsforschung (ISI) im Auf-

trag des Wirtschaftsministeriums von

2015 entfallen in Thüringen lediglich

14,9 Prozent aller Beschäftigten auf

Unternehmen mit 500 Beschäftigten –

im Bundesschnitt sind es 40,8 Prozent,

in Baden-Württemberg sogar 43,9 Pro-

zent. Aus dieser vergleichsweise un-

günstigeren Betriebsgrößenstruktur

folgt nach der Modellrechnung der

Studie eine um jährlich zwei Milliarden

Euro niedrigere industrielle Bruttowert-

schöpfung in Thüringen. (em/tl)