Unternehmertum
9
hen, ist die Lage in puncto Arbeits-
umgebung, -raum, -platz und -mittel
eher kritisch. Insbesondere bezüglich
der Hard- und Software legt die Studie
nahe, dass sich gängige Office-Applika-
tionen für manche Geräte wie Smart-
phone und Tablets noch nicht eignen
und vielfach noch mit Laptops operiert
wird.
„Unternehmen und Beschäftigte werden
von einer gestiegenen Arbeitszufrie-
denheit profitieren“, folgert Katharina
Heuer, Geschäftsführerin der Deutschen
Gesellschaft für Personalführung
(DGFP). Zukünftig seien kaum noch Be-
rufe vorstellbar, in denen die Mobilität
nicht Einzug halte. „Aber, und auch das
ist Teil der Realität, mobiles Arbeiten
hat seine Grenzen und birgt Konflikt-
potenzial: Wer kann, darf und möchte
mobil arbeiten, wer nicht? Dies auszu-
handeln wird und ist Aufgabe des Per-
sonalmanagements.“
An der Befragung zur Studie „Mobiles
Arbeiten“ nahmen insgesamt 674 Pro-
banden teil. Alle Branchen waren ver-
treten, die meisten Teilnehmer sind je-
doch für Betriebe tätig, die sich auf die
„Erbringung von sonstigen wirtschaftli-
chen Dienstleistungen“ (33,7 Prozent)
spezialisiert haben. 16,3 Prozent der
Befragten arbeiten für Kleinstbetriebe
(≤ 9 Beschäftigte), 15,5 Prozent für
Kleinbetriebe (10–49 Beschäftigte), 28
Prozent für mittlere Unternehmen
(50–499 Beschäftigte), 20,4 Prozent für
Großbetriebe (500-2999 Beschäftigte)
und 19,9 Prozent für sehr große Unter-
nehmen (≥ 3000 Beschäftigte).
Das Projekt entstand auf Initiative des
Messeveranstalters spring Messe Ma-
nagement. Als Projektpartner für die
Durchführung und wissenschaftliche
Auswertung kamen die Hochschule für
Technik und Wirtschaft Berlin (HTW
Berlin), die Deutsche Gesellschaft für
Personalführung e.V. (DGFP) sowie das
Büro für Arbeits- und Organisations-
psychologie (bao GmbH) hinzu. (em/tl)
Mobile Arbeit ist Segen
und Fluch zugleich
Die Arbeitssituationen und ergonomi-
schen Rahmenbedingungen IT-gestütz-
ter, mobiler Arbeit sind der Studie zufol-
ge in mancher Hinsicht sogar besser als
bei stationärer Arbeit. Mobile Worker
profitieren demnach insbesondere von
der Dauer, Lage und Verteilung der
Arbeitszeit. Mehr als die Hälfte der
Befragten sehen bessere oder viel bes-
sere Gestaltungsmöglichkeiten.
„Mobile Arbeitsplätze bieten viele neue
Möglichkeiten für Beschäftigte, ihre
Aufgaben und Tätigkeiten flexibler zu
erledigen. Deswegen ist vor allem wich-
tig, dass die Beschäftigten lernen, mit
diesen neuen Freiheiten umzugehen“,
ist Ralf Hocke, Geschäftsführer von
spring Messe Management, überzeugt.
Doch gleichzeitig kann ein mobiles
Arbeitsumfeld auch Nachteile für Ar-
beitnehmer haben. „Da Mobile Worker
häufig ihren Arbeitsort verlagern, sind
sie wechselnden physikalischen Fak-
toren wie Licht, Temperatur und Klima
ausgesetzt. Wählen sie ungewöhnliche
Arbeitsorte, erfüllt das Mobiliar biswei-
len nicht die Ergonomie-Standards“, so
Prof. Prümper. Hinzu kämen oft ein ab-
lenkendes Umfeld und unvorhersehbare
akustische Störquellen. Sehr viele Mo-
bile Worker berichteten über psychische
Symptome wie Anspannung, vorzeitige
Müdigkeit, Konzentrationsstörungen
oder gesteigerte Reizbarkeit.
Gefährdungsbeurteilung:
KMU tun sich am schwersten
Ein entsprechender Gesundheitsschutz
– das zeigt die Studie ebenfalls – ist ei-
ne offene Flanke. Für mobile IT-Arbeits-
plätze haben bisher die wenigsten
Unternehmen eine Gefährdungsbeur-
teilung gemäß § 5 Arbeitsschutzgesetz
vorgenommen. Drei Viertel der Betriebe
führen diese nur teilweise oder gar
nicht durch. Besonders große Versäum-
nisse räumen die Befragten in Bezug
auf die Gefährdungsbeurteilung psy-
chischer Belastung durch mobile Arbeit
ein. Während eine Mehrheit der sehr
großen Unternehmen (≥ 3000 Beschäf-
tigte) Gefährdungsbeurteilungen ihrer
Arbeitsplätze im Allgemeinen voll und
ganz durchgeführt hat (62,4 Prozent),
nimmt diese Zahl bei den kleineren Un-
ternehmen sukzessive ab. An mobilen
IT-Arbeitsplätzen schneiden Organisa-
tionen aller Größen schlecht ab, doch
auch hier zeigt sich eine Differen-
zierung. Sehr große Unternehmen ha-
ben nur zu 37,6 Prozent Gefährdungs-
beurteilungen speziell für ihre mobilen
Bildschirmarbeitsplätze durchgeführt,
große zu 24,5 Prozent, sehr kleine zu
29,3 Prozent, kleine zu 20,3 Prozent und
mittlere zu 15,5 Prozent. Demnach tun
sich kleine und mittlere Unternehmen
bei diesem Thema am schwersten.
„An stationären Bildschirmarbeitsplät-
zen müssen die Unternehmen für die
Gefährdungsbeurteilung im einfachsten
Fall lediglich eine einzige Arbeitsstätte
einer Beurteilung unterziehen. Bei mo-
biler Bildschirmarbeit hingegen gibt es
nicht den festen Arbeitsort, nicht den ei-
nen Nutzungskontext“, erklärt Prof.
Prümper ein Problem der Arbeitgeber.
Da Unternehmen die mobilen Systeme
in dynamischen Umwelten beurteilen
müssten, seien viel kleinteiligere Unter-
suchungen der möglichen negativen
Auswirkungen in verschiedensten Ar-
beitssituationen nötig.
Fit für Mobile Work?
Mitarbeiter ohne Führungs-
verantwortung skeptischer
Durch mobiles Arbeiten entwickeln sich
Arbeitszufriedenheit, Arbeitsleistung
und die Arbeitsqualität der Beschäftig-
ten laut den Befragten aller Hierarchie-
ebenen positiv. Aus Sicht der Studien-
teilnehmer sind Führungskräfte,
Beschäftigte und die gesamte Orga-
nisation gut für die Anforderungen IT-
gestützter, mobiler Arbeitsformen
gerüstet. Doch Mitarbeiter ohne Füh-
rungsverantwortung sind diesbezüglich
meist nicht so optimistisch. Die Befrag-
ten sind sich auch noch nicht einig, wel-
chen Einfluss die mobile IT auf das
Arbeitssystem hat. Während viele die
Entwicklung bei Arbeitszeit,-tätigkeiten,
-aufgaben und -organisation positiv se-