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Korruption? Das findet doch in Afrika statt. Oder in Südamerika. Oder in Asien. Aber Europa? Ganz und gar noch
in der EU? Korruption ist weiter verbreitet, als man gemeinhin glaubt. Das sagt zumindest die Organisation
Transparency International, die dazu regelmäßig Daten veröffentlicht. Die EthikBank, die im thüringischen
Eisenberg beheimatet ist, nutzt diese Daten, um ihr eigenes Anlageverhalten danach auszurichten. Jetzt hat sie
ein Drittel der EU-Staaten aus ihrem Anlageuniversum ausgeschlossen – ein spektakulärer Schritt.
Korruption auch in EU verbreitet –
EthikBank zieht Konsequenzen
K
ürzlich ließ ein Video aus London
erahnen, wie die politische Elite
Europas über das Thema Korruption
denkt: In sektgeschwängerter Runde,
bei der auch Queen Elizabeth II. anwe-
send ist, berichtet der britische
Premierminister über die Vorbereitun-
gen des Antikorruptionsgipfels, der in
London stattfand. So kündigt James
Cameron an, dass die Regierungschefs
einiger „fantastisch korrupter Staaten“,
etwa Nigeria und Afghanistan – „den
möglicherweise korruptesten Staaten
der Welt“, anwesend sein werden. Der
nebenstehende Sprecher des Unter-
hauses John Bercow kommentiert das
Überprüfung ihrer sozial-ökologischen
Anlagerichtlinien feststellen. In zehn
von 28 Staaten der Europäischen Union
(EU) (Bulgarien, Griechenland, Italien,
Kroatien, Lettland, Litauen, Rumänien,
Slowakei, Ungarn, Zypern) liegt eine
eklatante Korruptionssituation vor.
Nimmt man die fünf Beitrittskandidaten
Albanien, Mazedonien, Montenegro, Ser-
bien und die Türkei dazu, erhöht sich
diese Quote auf 46 Prozent. Für den
Check, mit dem das alternative Kredit-
institut regelmäßig die eigenen Anlage-
kriterien überprüft, greift die Bank auf
Daten der Nichtregierungsorganisation
(NGO) Transparency International zu-
trocken: „Sie reisen auf eigene Kosten,
nehme ich an?“ Kurzes Gelächter, ein
süffisantes Hüsteln, Cameron hebt be-
schwichtigend die Hand. Schuld sind al-
so wie immer die anderen; Korruption
ist vor allem ein Problem der Entwick-
lungsländer. Doch das ist ein Trug-
schluss. Zwar befinden sich in der Rang-
liste der korruptesten Staaten Länder
wie Afghanistan und Somalia auf den
vorderen Plätzen, doch in Europa sind
Bestechung und Machtmissbrauch kei-
ne Fremdwörter.
Das musste nun einmal mehr die
EthikBank während der aktuellen